Hexenverfolgung in Papua-Neuguinea

Vortrag von Linda Auth, Diözesansekretärin der KAB

Am 22. Mai luden KAB und kfd Somborn zu diesem spannenden Erfahrungsbericht von Frau Auth in das Sturmiushaus ein.

Faszination Papua-Neuguinea:

  • Ein Land am anderen Ende der Welt. Uns immer voraus, zumindest zeitlich gesehen.
  • Ein Land, das den Paradiesvogel im Wappen trägt, und das sicher nicht zu Unrecht.
  • Ein Land mit vielfältiger Vegetation, Farbenpracht und noch mehr Sprachen.
  • Ein Land ohne Straßen. Nur per Flug gelangt man von der Hauptstadt Port Moresby ins Landesinnere und ins Hochland.
  • Ein Land mit Schattenseiten: Erdbeben und Vulkanausbrüche sind bei der Bevölkerung stets präsent und jedes Kind weiß, wie es sich verhalten muss, wenn die Erde wackelt oder der Berg „brennt“.

Aber auch gesellschaftlich und kulturell gibt es Vorstellungen, die uns nicht nur staunen lassen, sondern geradezu erschüttern.

Dass Schweine zumindest im Bistum Mendi ein Wohlstandssymbol sind und die Braut mit Schweinen „erkauft“ wird oder Schweine Verhandlungssache bei Streitigkeiten sind, ist zwar aus unserer Sicht rückständig, aber noch akzeptabel. Schlimmer ist der Umstand, dass trotz überwiegend christlichen Glaubens, Polygamie und Gewalt gegen Frauen noch selbstverständlich sind.

Fotoausstellung vom 13.6.–10.8.23 im Bonifatiushaus. Weitere Info am Ende des Artikels. 

Hexenwahn
Hexenwahn

Der Glaube an Hexerei und die Folgen für die als Hexen beschuldigten Frauen (seltener Männer) entsetzt uns zutiefst, zumal wir nach den mittelalterlichen Exzessen in Deutschland und Europa davon ausgehen durften, dass der Mensch gelernt hat. Aber überall da, wo es an Bildung fehlt, wo das Rollenverständnis (vor allem von Männern) sich ändert, ohne eine akzeptable Alternative zu bieten, wo soziale Ungerechtigkeit herrscht und wo „Sündenböcke“ gesucht werden, bleibt der Hexenwahn lebendig.
Linda Auth, die neue KAB-Diözesansekretärin, kann sehr authentisch davon berichten. Zusammen mit ihrem Mann hat sie 1 Jahr an der Seite von Schwester Lorena, einer Schweizer Ordensschwester, einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für ein respektvolles gesellschaftliches Zusammenleben geleistet. Im „Haus der Hoffnung“, ein Projekt von Missio Aachen, konnten Frauen, die wegen Hexerei gefoltert wurden, sich körperlich und seelisch erholen. Im Malen fanden viele Frauen, zuerst zwar skeptisch und zögerlich, dann doch eine gute Möglichkeit sich auszudrücken und ihr Trauma zu bewältigen. Insbesondere der Ehemann von Frau Auth hat es geschafft einen guten Zugang zu den Männern zu finden und ihre Perspektivlosigkeit zu wandeln, indem er sie z. B. zum Schreinern und zum Bewirtschaften der Gärten/Felder motivierte (was dort eigentlich Frauenarbeit ist). Der Glaube an Hexerei manifestiert sich in Papua-Neuguinea genauso verschieden wie die Reaktion darauf. Die zum Teil grausamen Schilderungen von Frau Auth sind in erster Linie auf das Bistum Mendi bezogen. Mancherorts in Papua-Neuguinea ist der Glaube an Hexerei zwar stark, aber die Menschen haben sozialverträgliche Mechanismen entwickelt (Gegenzauber, Ausgleichszahlungen, Isolation). Oft jedoch mündet der Glaube an Hexen in Folterung mit schwersten Verbrennungen, Verstümmelungen im Genitalbereich (durch das Einführen heißer Gegenstände) oder Tötung. Empirische Forschungen dazu liefern alarmierende Ergebnisse, übrigens in 40 Ländern dieser Erde.
Die Regierung in Papua-Neuguinea hat das Hexerei-Gesetz von 1971 zwar abgeschafft, aber die Angst vor Hexen scheint tiefer verwurzelt zu sein, als man sich bei uns vorstellen kann. Dazu kommt, dass die Regierung insgesamt stets von Instabilität gekennzeichnet und weitestgehend mit sich selbst beschäftigt ist.
Leider ist es auch der kath. Kirche nicht überzeugend gelungen, die Ansichten der Bevölkerung zu Magie und Hexerei zu beeinflussen. Sie setzt sich allerdings dafür ein, das damit verbundene gewalttätige Verhalten zu verändern und die Folgen für die Beschuldigten erträglicher zu machen. Schwester Lorena leistet Aufklärungsarbeit und organisiert Rettung und Unterstützung für Überlebende. Sie engagiert sich auch in der Frauenbewegung, die aus Christentum, Menschenrechtsnormen und Staat gespeist wird. Es könnte aber sicher noch viel mehr getan werden: vor allem im Bereich Bildung, um Veränderung im Denken und Handeln herbeizuführen. Deshalb sollte sich die kath. Kirche nicht nur von der Heiligen Schrift und den theologischen Traditionen leiten lassen, sondern auch und besonders von den Idealen der Menschenrechte und der Frauenrechte. Drücken wir die Daumen und helfen bei der Finanzierung damit engagierte Laien und Laiinnen in den lokalen Kirchen Verantwortung für lokale Initiativen übernehmen können und damit den Betroffenen geholfen werden kann.

Die Fotoausstellung von Bettina Flitner dokumentiert den Kampf der Menschenrechts-Preisträgerin und missio-Projektpartnerin Schwester Lorena Jenal gegen Hass und Gewalt.
Wann: 13.6.–10.8.2023
Wo: Katholische Akademie, Bonifatiushaus
Neuenberger Str. 3-5, Fulda

Flyer zur Fotoausstellung "Hexenwahn in Papua-Neuguinea"

Hexenwahn
Hexenwahn