Auf dieser Seite lesen Sie vieles über die Architektur und Inneneinrichtung, den Kirchenpatron und die Chronik der Pfarrei St. Bartholomäus.
Die Seitenkapelle auf der linken Seite ist tagsüber geöffnet.
Die Kirche St. Bartholomäus ist 1907/08 nach den Plänen des Mainzer Architekten August Greifzu erbaut worden, da die bisherige Bartholomäuskapelle aus dem Jahr 1718 zu klein geworden war und nicht mehr erweitert werden konnte.
Im Innern hat die Kirche bei der Renovierung 1994–96 ein helles Gesamtbild erhalten.
Zunächst zeigen wir einige Bilder des Innenraumes. Wenn es Sie neugierig gemacht hat, können Sie im Anschluss die ausführlichen Beschreibungen lesen.
Am Ende der Seite sind die Chronik und die bisherigen Priester aufgeführt.
Die Schnitzerei der Blüte zeigt eine dreiblättrige Lilie als Hinweis auf die dreifaltige Gotteswirkung.
Der Altar wächst bodenverzahnend hervor und wird von 4 runden Säulen getragen.
Tod und Auferstehung werden deutlich im Weizenkorn, das aufbringt und neue Frucht bringt.
Ursprünglich hatte Architekt Greifzu eine dreischiffige Hallenkirche mit Querhaus im neoromanischen Stil geplant. Diese wurde aufgrund der Größe der Gemeinde jedoch als einschiffige Saalkirche ausgeführt. Der ursprüngliche Plan wurde 1908–09 mit der Kirche St. Christophorus in Niederselters verwirklicht.
Die Ausrichtung der Kirche erfolgte nicht, wie üblich, nach Osten, sondern aufgrund der Grundstückslage nach Süden. Der Saalbau hat ein kurzes Querhaus mit einer Kapelle am östlichen Querarm und eine Apsis mit Kegeldach, Blendarkaden und 7/14-Schluss im Süden. Die Kirche ist ca. 21 m lang und hat eine Breite von etwa 12 m. Das Gewölbe im Innern ist ca. 12 m hoch, der Glockenturm im Nordwesten mit einem oktogonalen Helm ist 36 m hoch.
Die Fassade von Schiff und Turm wird durch mehrere in rotem Sandstein ausgeführte Achsen gegliedert, die von verputzten Flächen mit Blendarkaden unterbrochen werden. In Farbgebung und Gestaltung lehnte Greifzu sich dabei stark an den Limburger Dom an.
Im Innern hat die Kirche bei der Renovierung 1994–96 ein helles Gesamtbild erhalten. Die Begleitstreifen und die unterschiedlichen Farbtöne der Sandsteinstruktur unterstreichen die architektonischen Bögen und Bänder. Die Farbgebung ist auf der Grundlage der ursprünglichen Ausmalung im neoromanischen Stil angepasst und hebt den Altarraum als geistliches Zentrum stärker hervor.
Die bunten Glasfenster stammen aus der Bauphase der Kirche und sind von der Linnicher Kunstanstalt für Glasmalerei und Kunstverglasung hergestellt worden.
Das linke Fenster im Altarraum zeigt den Kirchenpatron Bartholomäus mit Evangeliar und Messer, ein Hinweis auf sein Martyrium gehäutet zu werden. Rechts ist der Fuldaer Bistumspatron Bonifatius zu sehen. Er trägt – ebenso als Hinweis auf seinen Tod – ein durchbohrtes Buch. Rechts von ihm ist die gefällte Donar-Eiche erkennbar. Beide Fenster wurden durch Spenden der Mitarbeiter der Bernbacher Zigarrenfabriken finanziert.
Die drei großen Rosettenfenster zeigen im Osten die hl. Anna mit Maria (ein Bezug auf die Mutterkirche St. Anna Somborn) und im Westen den hl. Josef mit dem Jesuskind. Über der Orgelempore ist in der dritten Rosette die hl. Cäcilia – Patronin der Musik – dargestellt.
In den unteren Fenstern des Kirchenraumes befinden sich die Darstellungen der Kreuzwegstationen. Auch sie stammen größtenteils aus der Erbauungszeit der Kirche. 1952 sind die Fenster ausgebaut und der Kreuzweg durch einen hölzernen ersetzt worden. 1996 wurden die wiedergefundenen Kreuzwegfenster durch die Firma Peters, Paderborn restauriert und um zwei österliche Motive ergänzt; der hölzerne Kreuzweg hängt seither in der Kirche St. Johannes Apostel in Altenhaßlau.
Nachforschungen haben auf keinen Kreuzweg in ähnlicher Form hingewiesen, sodass dies Fenster in Deutschland wohl einzigartig sind.
Die weiteren Fenster aus unbemalten Antikgläsern stammen aus den 1950ern.
Der Chorraum
Im Zuge der Renovierung 1994–96 ist auch die Ausstattung des Chorraums komplett erneuert und an das neugestaltete Raumkonzept angepasst worden. Die Ausführung hat der Künstler Helmut Lutz aus Breisach am Rhein übernommen.
Die Material- und Farbauswahl der gesamten Gestaltung orientieren sich dienend der vorgegebenen Raumschale. Die rote Lasur auf bewusst vorgerostetem Eisen nimmt Verbindung zur ziegelroten Farbgebung des den Altarraum umgebenden Bandes auf. Das naturbelassene Eichenholz verbindet sich mit dem vorhandenen Hängekreuz (Lindenholz-Schnitzerei aus dem Grödnertal, 1970er).
Die Inhalte Natureinbindung, Gewachsenes, Festigkeit aber auch Veränderlichkeit sind durch diese Materialien betont.
Der Ambo, am vordersten Rand der Stufen aufgestellt, hilft, gemeinsam mit den Sedilien an der hinteren Chorwand, den Altar räumlich und geistig als Mittelpunkt des Raums zu betonen. Bei der Gestaltung des Ambos sind Tod und Auferstehung inhaltlich prägend. Er zeigt ein in die Erde gesätes Weizenkorn, das aber aufbricht ud neue Frucht bringt.
Der Altar wächst bodenverzahnend hervor. Die Intarsien mit ihrer Dornenornamentik lassen inhaltlich die Altarsäulen in Kreuzform mit blütenartiger Tischplatte aus dem Leid hervorwachsen. Die Überwindung des Leidens durch das Kreuz deutet diese Blütenform im Sinne des neuen Lebens und der Auferstehung.
Unterhalb der Tischplatte sind, zur Gemeinde hingewendet, die Reliquien der hll. Märtyrer Alexander I. und Faustinus eingeschweißt.
Der vorhandene Tabernakel aus dem Jahr 1975 ist in eine Sakramentstele integriert worden. Das Gehäuse vom Brot des Lebens wird von Traubenformen getragen und von einem Dornenband und Blüte überhöht. Die Schnitzerei der Blüte zeigt eine dreiblättrige Lilie, Hinweis auf die dreifaltige Gotteswirkung. Vergebung von Schuld (Reinheit), Erblühen neuen Lebens nach der Auferstehung lassen die Blüte an der hochstrebenden Säule hervortreten. Eine kleine Flammenzeichung am Stiel der Blüte bildet den inhaltlichen Hinweis auf Liebe und Geistsendung.
Dem Tabernakel gegenüber befindet sich die Kredenz. Gemeinsam flankieren die beiden den Raum und geben die Mitte frei.
In Erweiterung ist in die Raumkomposition auch eine neue Ewig-Licht-Gestaltung und ein Osterleuchter zugeordnet worden.
Der vorhandene Taufstein aus der bisherigen Kapelle ist ebenso angepasst und am Eingang zum Altarraum – der Gemeinde zugewendet – aufgestellt worden. Schließlich ist noch ein Ständer für das Evangeliar farblich angepasst worden.
Vom Betracher aus links des Chorbogens befindet sich eine Statue der Maria Immaculata, der unbefleckten Empfängnis Mariens. Maria steht auf einer Weltkugel und zertritt die Schlange als Sinnbild des Bösen. Die Figur stammt wohl aus dem späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert.
Auf der rechten Seite steht über dem Taufbecken Josef mit dem Jesuskind als Pendant zur Immaculata. Zeitlich etwa gleich alt wie die Marienfigur stand die Josefsfigur zeitweise auf einem eigenen Seitenaltar dort, wo sich jetzt der Eingang in die Sakristei befindet.
An der westlichen Längswand des Kirchenschiffs steht eine Statue des Kirchenpatrons Bartholomäus. Sie ist etwa 1980 vom Bernbacher Winfried Börner als Gipsguss nach barocken Vorbildern geschaffen worden.
Die Kreuzigungsgruppe in der Seitenkapelle ist 1995 errichtet worden. Dabei sind vorhandene Skulpturen verwendet worden. Das Kreuz stand seit 1960 im Wald oberhalb der Fatima-Kapelle und bildete dort die zwölfte Station des ehemals vorhandenen Kreuzwegs. Die beiden Assistenzfiguren, Maria und Johannes, sind als Gips nach alten Formen vom Bernbacher Winfried Börner gegossen. Die gesamte Gruppe ist von Willi Kiel aus Fulda farblich neu gefasst worden.
Nach dem Bau der Kirche wurde zunächst die Barockorgel von 1876 aus der alten Kapelle aufgestellt und bis 1928 verwendet. Im Jahr 1933 erhielt die Kirche eine neue Orgel der Firma Späth. Das Instrument (Opus 447) hatte elf Register auf zwei Manualen und Pedal. In den Jahren 1942 und 1964 wurde die Orgel jeweils durch die Orgelbaufirma Späth erweitert.
Im Zuge der Kirchenrenovierung 1975 wurde die Orgel durch Karl Böhmer & Sohn aus Rodenbach grundlegend überarbeitet. 1984 wurde sie durch Orgelbauer Schmidt aus Altenhaßlau überholt.
1996 hat Dieter Noeske die Orgel grundlegend überarbeitet und im neobarocken Stil neu intoniert. Sie verfügt über 1283 Pfeifen in 21 Registern mit elektro-pneumatischer Traktur. Die Disposition lautet wie folgt:
I Manual C–g3
1. Prinzipal 8′
2. Rohrflöte 8′
3. Octave 4′
4. Koppelflöte 4′
5. Quinte 2 2⁄3′
6. Octave 2′
7. Mixtur IV–V 1 1⁄3′
8. Trompete 8′
II Manual C–g3
9. Gedackt 8′
10. Salicional 8′
11. Prinzipal 4′
12. Traversflöte 4′
13. Waldflöte 2′
14. Sesquialtera I–II
15. Vox Humana 8′
Tremulant
Pedal C–f1
16. Subbass 16′
17. Octavbass 8′
18. Gedackbass 8′
19. Octavbass 4′
20. Trompete 16′
21. Trompete 8′
Koppeln:
Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P Superoktavkoppel: II/I
Spielhilfen:
freie Kombination, Organum Plenum, Zungenabsteller
Am 25. März 1908 wurden drei Glocken für die neue Kirche geweiht. Sie stammten aus der Gießerei Schilling in Apolda und erklangen in den Tönen f1 – a1 – c2. Nachdem die beiden größeren Glocken 1917 zu Rüstungszwecken demontiert wurden, konnten 1923 zwei neue Glocken der gleichen Töne durch die Gießerei Otto in Bremen gegossen werden. Hierbei wurde das Material der demontierten aber noch nicht eingeschmolzenen Glocken verwendet und die bestehende Glocke umgegossen. Die Finanzierung erfolgte unter anderem durch Spenden Bernbacher Amerika-Auswanderer. 1941 wurden diese beiden neuen Glocken wiederum zu Rüstungszwecken demontiert. Am 23. Mai 1948 konnten drei neue Glocken eingeweiht werden, die seither mit der alten Glocke ein vierstimmiges Geläute bilden.
Die Schutzengel- und die Bartholomäusglocke übernehmen den Uhrenschlag. Eine differenzierte Läuteordnung unterscheidet nach Festgrad und der Zeit im Kirchenjahr.
Name | Gussjahr | Gießer | Durchmesser | Gewicht |
---|---|---|---|---|
St. Bartholomäus | 1948 | Otto, Bremen-Hemelingen | 103 mm | 700 kg |
Schutzengel | 1948 | Otto, Bremen-Hemelingen | 86 mm | 400 kg |
Ave Maria | 1908 | Schilling, Apolda | 75 mm | 225 kg |
Arme Seelen | 1948 | Otto, Bremen-Hemelingen | 69 mm | 200 kg |
Bis 1923 sind die Pfarrer und Kapläne der Mutterpfarrei Somborn zuständige Seelsorger für Bernbach. Seitdem waren folgende Priester Pfarrer von St. Bartholomäus:
Ihnen standen folgende mitarbeitende Priester zur Seite:
Die erste Erwähnung einer Kirchengemeinde im Freigericht datiert auf das Jahr 1184; Altenmittlau, Bernbach, Horbach und Neuses gehören zu diesem Zeitpunkt zur Pfarrei Somborn.
Im Jahr 1718 wird unter dem Somborner Pfarrer Johann Adam Eckel die Kapelle in Bernbach gebaut (Birkenhainer Straße 41). Ab 1846 gibt es einen eigenen Kirchenvorstand für Bernbach, der auch für die Unterhaltung der Kapelle zuständig ist.
Diese Bartholomäuskapelle wird mehrfach erweitert, doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist eine weitere Vergrößerung am Standort der Kapelle nicht mehr möglich und so wird in den Jahren 1907/08 neben der Schule eine neue Bartholomäuskirche im neoromanischen Stil errichtet. Architekt ist der Mainzer August Greifzu.
Ab 1923 ist Bernbach selbstständige Gemeinde mit eigenem Priester, ab 1978 eigenständige Pfarrei.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kommen viele Vertriebene nach Bernbach und ins benachbarte Niedermittlau, die von der Gemeinde Bernbach betreut werden.
1959 – 1961 wird in Niedermittlau eine eigene katholische Filialkirche gebaut, unter großer finanzieller Beteiligung der Bernbacher Gläubigen. 1963 wird die Filiale Niedermittlau mit Neuenhaßlau zur Kirchengemeinde Hasselroth zusammengelegt.
Im Jahr 2006 schließen sich die sechs Kirchengemeinden des Freigerichts und Hasselroth zusammen, um die vielfältigen Aufgaben der Zeit gemeinsam zu bewältigen.