Kirche St. Anna, Freigericht
Kirche St. Anna, Freigericht

St. Anna, Somborn

"Oh Sankt Anna, lass dich grüßen!"

... so heißt es in einem Hymnus der gern und aus vollem Herzen nicht nur am Patronatsfest gesungen wird, sondern auch bei der Heimkehr von Wall- und Pilgerfahrt oder eben immer dann, wenn die Somborner einfach die Liebe zu ihrer Heimatkirche Sankt Anna zum Ausdruck bringen wollen. 

Mit ihren zwei Türmen ist Sankt Anna kaum zu übersehen und prägt so seit 1913 das Ortsbild von Somborn.

Wer mehr über die Geschichte, den Kircheninnenraum, die Orgel und die Glocken wissen möchte, dem legen wir die nachfolgenden Texte ans Herz.

Vielen Generationen von Menschen war und ist sie geistliche Heimat. 

Als lebendiger Kirchort innerhalb der Pfarrei Sankt Peter und Paul Freigericht/Hasselroth ist sie dabei nicht nur historisches Wahrzeichen, sondern ein Ort des Wandels und der Tradition, der Heimat und des Aufbruchs.

Kirche St. Anna
Kirche St. Anna

Historisches aus Sankt Anna

Die Pfarrei Sankt Anna wird erstmals 1184 in der Urkunde von Papst Lucius III als Sunnenbrunnen erwähnt. Man darf aber davon ausgehen, dass die Pfarrei wesentlich älter ist und schon seit karolingischer Zeit besteht. Sie gehörte bis 1803 zur Erzdiözese Mainz und zum Stift Sankt Peter und Alexander in Aschaffenburg und dann vorübergehend bis 1821 zur Erzdiözese Regensburg. Fünf Freigerichter Gemeinden inclusive Albstadt wurden von Somborn aus seelsorgerisch betreut. Erst bei der Neuverteilung der deutschen Diözesen kam die Pfarrei Somborn zu Fulda und Albstadt zu Würzburg. 

Ab 1500 unterstand Somborn neben den Mainzer Erzbischöfen auch den protestantisch gewordenen Hanauer Grafen. Unter diesen Umständen ist es bemerkenswert, dass die Freigerichter mehrheitlich katholisch geblieben sind. Zur Pfarrei gehörten neben Somborn die anderen Ortsteile der jetzigen Gemeinde Freigericht: Altenmittlau, Bernbach, Horbach und Neuses sowie Albstadt bis 1827.

Auch mit den Katholiken im Raum Hasselroth gibt es gemeinsame Wurzeln, wurden sie doch besonders nach dem 2. Weltkrieg von Somborn bzw. Bernbach aus versorgt. Im Jahr 2021 feierten wir Bischof Michael Gerber die 200-jährige Zugehörigkeit zum Bistum Fulda.

Von Anfang an hatte die Pfarrei Somborn die Patrone Sankt Peter und Paul. Andere Titelheilige sind in den Archiven jedenfalls nicht zu finden. 

Die Kirche:
Von der alten Barockkirche, die unter Pfarrer Johann Eckel (1715 bis 1755) erbautwurde, ist bis heute der Chor mit seinem Hochaltar erhalten. Man erkennt ihn unter anderem daran, dass rechts und links Statuen der Apostel Petrus und Paulus zu sehen sind. Es wird vermutet, dass es zuvor eine Holzkirche gab, die im 15.Jahrhundert durch eine gotische Steinkirche ersetzt wurde, bevor die neue Barockkirche entstand, die 1728 am 2. September eingeweiht wurde. Die Freigerichter Gemeinden feiern deshalb noch heute am 1. Sonntag im September Kirchweh (Kerb). Die Zahl der Gläubigen betrug damals 987 (in Somborn 464)

Unter Pfarrer Heinrich Meininger (1835 bis 1874) wurde die Kirche vergrößert und es erfolgte eine Umorientierung des Hauptschiffes von der Ost-West-Richtung in die Nord-Süd-Richtung. Eine weitere Vergrößerung der Pfarrkirche erfolgte in den Jahren 1911 bis 1913 unter Pfarrer Damian Dangel (1904 bis 1944), denn die Anzahl der Gläubigen war auf 2500 angestiegen. September 1913 wurde die heutige gotische Hallenkirche mit ihren 2 Seitenschiffen und den 2 Türmen, die mit ihren spitzen Helmen eine Höhe von 36 m aufweisen, eingeweiht. Die Kirche war mit über 500 Sitzplätzen Mitte des 20. Jahrhunderts die größte Landkirche im Bistum Fulda. Der leider nicht mehr vorhandene Hochaltar hatte ebenfalls die Apostel Petrus und Paulus an seiner Seite.

In der neuen Tabernakelstele, die seit 2002 an der Stelle des alten Hochaltars steht, erhielten die Peter und Paulstatuen wieder einen besonderen Platz zusammen mit der Heiligen Elisabeth und dem Heiligen Bonifatius. Die Kirche hat bis heute 2 Seitenaltäre: rechts der Josefaltar mit 5 Reliefdarstellungen aus dem Leben der Heiligen Familie und links der Marienaltar mit der Pieta.

Es war eigentlich nur konsequent zuerst den Pastoralverbund (gegründet 2.Juli 2006) und dann die neue Pfarrei ( gegründet 1.Januar 2023) nach den ursprünglichen Patronen Sankt Peter und Paul zu benennen. Auch die Freigerichter Kirchweih wird heute noch am 1. Sonntag im September gefeiert.

Auch das Wappen der Gemeinde Freigericht trägt die Symbole der beiden Heiligen und ist auf ein im Hauptarchiv gefundenes Siegel des Somborner Pfarrers Johann Ullin ( 1360 bis 1375) zurückzuführen. Es zeigt einen Heiligen mit Schwert und Buch.

In der Zeit von Pfarrer Dangel wurde die Mutter Anna als zusätzliche Patronin dazu genommen und seit Beginn des 20.Jahrhunderts ist nur noch die Bezeichnung Sankt Anna Pfarrei zu finden.

Aus der Pfarrei gingen 2 Bischöfe, 18 Priester, 8 Ordensbrüder und 26 Ordensschwestern hervor, weshalb die Pfarrei als das „Geistliche Mistbeet der Diözese Fulda“ bezeichnet wurde. Allerdings brachten die Archive auch manche Dunkelheit zum Vorschein - besonders die Zeit des 30-jährigen Krieges, die Reformation und Gegenreformation und die Hexenverfolgung mit 139 namentlich genannten Opfern. Auch der Kulturkampf unter Bismarck hatte negative Auswirkungen auf das Freigericht.

Kirchenschätze: Wissenswertes über Altäre, Heiligenfiguren und Reliquien

Insgesamt besitzt Sankt Anna vier Altäre, den Marienaltar im linken Seitenschiff, den Hauptaltar in der Mitte, der in den neuen, nach Nord-Süd-Richtung ausgerichteten Altarraum weist, den Josefsaltar im rechten Seitenschiff und den barocken Hochaltar Peter und Paul, der noch immer die ursprüngliche Ausrichtung des Altarraums nach Osten zeigt. In Folge der Liturgiereform nach dem II. Vatikanischen Konzil wurde der Hochaltar von 1912 unter Pfarrer Wess (1963 bis 1971) entfernt und der Chorraum neu gestaltet. Aus dem alten Altar und der gotischen Kniebank wurde der jetzige Altartisch geschaffen.

Im Jahr 2002 kam die Tabernakelstele des Künstlers Nikolaus Bette aus Essen hinzu. Sie ist als Lebensbaum gestaltet mit einem Kreuz als Mittelpunkt. Die Früchte des Baumes sind die 7 Sakramente. Eingearbeitet aus dem alten Hochaltar ist das Medaillon Anna Selbdritt des Aschaffenburger Künstlers Hofmann aus dem Jahr 1754, der alte Tabernakel und die beiden Statuen von Petrus und Paulus. Seit 2005 stehen ihnen die von Nikolaus Bette geschnitzten Figuren der Hlg. Elisabeth und des Hlg. Bonifatius zur Seite.

Die beiden seitlichen Fenster im Altarraum sind unter Dechant Heid (1944 bis 1963) erneuert worden. Die Entwürfe stammen von dem Frankfurter Künstler Joachim Pick unter Mitarbeit der Werkstätten des Kunstinstituts des Frankfurter Städel und zeigen biblische Motive aus dem Alten Testament. Das linke Fenster stellt den Opfergedanken der Liturgie dar, im rechten Fenster sind Szenen der Danksagung zu sehen. 1970 wurde auch das mittlere Fenster von Pick neu gestaltet. Es zeigt das Geschehen in der Todesnacht Jesu.

Der linke Seitenaltar (Marienaltar) zeigt die schmerzhafte Mutter Gottes, eine Pietà. Sie stammt wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und lädt besonders Trauernde zur Betrachtung und Meditation ein. Dort steht auch der Opferkerzenständer für die persönlichen Gebetsanliegen, gestiftet von Pfarrer Ulrich Schäfer (2002 bis 2018).

Der rechte Seitenaltar (Josefsaltar) wurde vermutlich in einer Kunstwerkstatt in der Rhön hergestellt und 1924 in Somborn aufgestellt. Es handelt sich um einen stark plastisch gestalteten, dreiflügeligen Altar, der auf 5 Reliefs Szenen aus dem Leben der Heiligen Familie zeigt. In der Mitte ist der Tod des Hl. Josef in Nazareth dargestellt. Dabei sticht besonders das eindrucksvolle Motiv Jesu am Sterbebett Josefs als Besonderheit ins Auge .

Von der früheren Barockkirche ist der Chor im östlichen Querschiff erhalten. Hier steht der alte Barockaltar, der in der Mitte ein großes Kreuzigungsbild trägt, darüber ein Bildnis des Hl. Franziskus und einer Weltkugel mit Kreuz als Abschluss. Über dem Tabernakel findet man einen Pelikan. In der christlichen Kunst ist er das Symbol für den Opfertod Jesus Christi, der uns durch seinen Tod das ewige Leben geschenkt hat.

Rechts und links stehen die Titelheiligen Peter und Paul. Der Auftrag zur Fertigung des Altars wurde bereits 1720 an den Bildhauer Friedrich Heyd, den Schreiner Johann Adam Blumenthal und den Maler Johann Konrad Bechthold, alle aus Aschaffenburg, vergeben.

Ebenfalls aus der Barockzeit stammen die noch heute gut erhaltenen Figuren des Guten Hirten (1720) und desHeiligen Johannes Nepomuk (1740) - rechts und links über den Eingängen hinten unterhalb der Empore- der Mutter Gottes (1730) – heute im Chor aufgestellt –, der Heiligen Mutter Anna als Lehrerin der kindlichen Maria (1730) – heute rechts hinter dem Turmeingang zu finden –, des und einer weiteren Anna Selbdritt von 1754, heute im Seitenschiff rechts.

Als besonders künstlerisch wertvoll und in mehreren Kunstführern vermerkt ist die Kreuzigungsgruppe vor der Kirche (unterer Kirchplatz). Sie wurde 1720 von Anton Wermerskirch geschaffen und diente zunächst als Friedhofskreuz auf dem alten Friedhof. Vorbild war die Kalvarienbergdarstellung im Bamberger Dom.

Schon zu Lebzeiten anno 1739 ließ sich der Erbauer der Kirche, Pfarrer Eckell, sein Epitaph im Chor errichten. Es hängt heute über dem Sakristeieingang im östlichen Chorraum.

Der Kreuzweg der heute in der Kirche hängt, ist von 1937 und wurde von Hans Kohle aus Münster gemalt, mit Schnitzereien des Somborner Bildhauermeisters August Wilhelm versehen und in der Schreinerei von Robert Wilhelm gerahmt.

Besonders stolz sind wir in Sankt Anna auf eine Reliquie der Heiligen Anna, die Dechant Heid 1952 aus Düren geholt hat. Außerdem besitzt Sankt Anna eine Bonifatiusreliquie, die durch eine Schenkung an die Kirchengemeinde gelangte.

Im östliche Chorraum finden Sie außerdem eine Replik des Weltjugendtagskreuzes, das Pfarrer Ulrich Schäfer anlässlich des Weltjugendtags in Köln 2005 anfertigen ließ und dort eine hohe Aufmeksamkeit hervorrief.

Die Kreuzigungsgruppe vor der St. Anna-Kirche Somborn
Die Kreuzigungsgruppe vor der St. Anna-Kirche Somborn

Die Orgeln in der St. Anna-Kirche, Somborn

(Auszug eines Textes von Martin Trageser, erschienen in den Freigerichter Heimatblättern #31 im Dezember 2007)

Die ersten zuverlässigen Aufzeichnungen über eine Orgel in der St. Anna-Kirche stammen aus dem Jahr 1912 nach dem Umbau der Kirche. Dabei wurde auch die „alte“ Orgel umgebaut. Den Umbau hat damals der Orgelbauer Grünsfelder aus Ochsenfurt für 2618 Mark durchgeführt. Von dieser Orgel mußten 1917 - sehr wahrscheinlich aus Kriegsgründen - die Zinnpfeifen des Prospekts abgeliefert werden.

1927 erfolgte durch die Fa. Wilhlem Ratzmann ein Umbau mit neuen Prospektpfeifen und einer neuen Motoranlage. Im Jahr 1949 wurde die Orgel durch die Ludwigsburger Orgelbau-Firma Walcker umdisponiert und gereinigt.

1959 stellte die Kirchengemeinde bei der politischen Gemeinde den Antrag, einen Orgelumbau mit 10.000.-- Mark zu bezuschussen.

Die Fa. Weise aus Plattling/Oberbayern baute dann 1960 eine neue, größere Orgel unter teilweiser Verwendung der alten Pfeifen.Die Weise-Orgel erhielt eine pneumatisch- elektrische Traktur, d.h. der Windkanal für die jeweiligen Orgelpfeifen wird elektrisch in Gang gesetzt. Die Orgel wurde
dreimanualig mit 30 klingenden Registern mit einer sehr guten Disposition auf 3 Manualen und Pedal angelegt.
Jedes Werk hat eine ausgebaute Prinzipalreihe – im Pedal auf 16' aufgebaut. Auf jedem Manual genügend Flöten (offene und gedeckte) und Aliquoten. Dazu die Zungenregister Trompete, Krumhorn, Oboe und Posaune.
Interessant: Pater Bonifatius Weckmann aus Amerika spendete für die Orgel 350.-- Dollar, das waren 1.452.-- DM. Im Oktober 1960 wurde diese Weise-Orgel durch Abt Basilius Ebel aus Maria-Laach eingeweiht.

Diese Orgel tat ihren Dienst lange Zeit – 1983 erfolgte eine grundlegende Reinigung. Im Jahr 2001 erhielt die Gelnhäuser Orgelbau-Fa. Schmid den Auftrag, die Orgel grundsätzlich zu überarbeiten, umzubauen und das Instrument auf ein zuverlässiges, musikalisches und technisches Niveau zu
bringen. Ein grundlegender Umbau des Orgelprospekts wurde aus denkmalpflegerischen Überlegungen vom Orgelsachverständigen der Diözese, Herrn Prof. Kaiser, nicht unterstützt. Aber sämtliche Prospektpfeifen (das sind die von außen sichtbaren Pfeifen) wurden vollkommen erneuert. Ein neuer Spieltisch wurde nach neuester Technik konzipiert und bietet dem Organisten über eine Computer-Setzanlage optimale Spielmöglichkeiten.

Im Okt. 1960 wurde diese Weise-Orgel durch Abt Basilius Ebel aus Maria-Laach eingeweiht.

Für die nötige Windversorgung wurde ein neuer Motor eingebaut. Es erfolgte eine grundsätzliche Überarbeitung des gesamten Pfeifen-Materials und der Technik der Orgel. Eine sorgfältige Intonation aller Pfeifen und eine abschließende Generalstimmung bildeten den Abschluß der klanglichen Arbeiten. Der damalige zuständige Bezirkskantor, Raimund Murch, bescheinigte im April 2002 dem Orgelbaumeister eine sehr gute handwerkliche Arbeit.

Im Jahr 2022 erfolgte erneut eine grundlegende Reinigung 

Die Glocken von St. Anna in Somborn im Wandel der Zeiten

Glocke, St Anna
Glocke, St Anna
Glocke, St Anna
Glocke, St Anna

Die erste Urkunde über die damals schon vorhandene Pfarrei Somborn stammt aus dem Jahre 1184. Zur Pfarrei Somborn gehörte das „obere Freigericht“ mit den Dörfern Albstadt, Altenmittlau, Bernbach, Horbach und Neuses. Die erste steinerne Kirche, wahrscheinliche eine gotische Kirche, wurde Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut und ersetzte einen Holzbau an gleicher Stelle.

Die älteste Glocke dieser neuen Peter und Paul-Kirche wurde bereits im 14. Jahrhundert gegossen und erklang im Ton ‚b1‘. Sie hatte einen unteren Durchmesser von 82cm, einen oberen Durchmesser von 40cm und eine Höhe von 70cm. Geweiht war sie den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. In ihren Ausmaßen fast gleich war die zweite Glocke, die im Ton ‚ais1‘ erklang. Sie trug in spätgotischen Majuskeln die Schrift: HEILIGER SANKT PETER UND PAUL FOR HAGEL UND UNFALL BEHUT. Da von der Jahreszahl eine Ziffer fehlt, ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob die Glocke 1505, 1515 oder 1550 gegossen wurde.

Die kleinste der drei Glocken trug die folgende Inschrift in Kleinbuchstaben (Minuskel): „got: lob: und ehr: himmlisches hehr uns zu heil und lehr 1:5:3:8.“ Sie klang im Ton ‚as1‘. Diese drei gotischen Glocken waren bis 1912 in Gebrauch und wurden dann für den damaligen Neuguss des Geläutes in Zahlung gegeben und wahrscheinlich eingeschmolzen.

Um das Jahr 1700 wurde die bestehende Kirche für baufällig erklärt. In Folge deutlicher Zunahme in der Gläubigenzahl entschieden sich die Verantwortlichen um Pfarrer Ekkell, dessen Aufzeichnungen wir das Wissen über die Glocken im 16. Jahrhundert verdanken, für einen größeren Barockbau. Unter Pfarrer Heinrich Menninger (Pfarrer von 1835-1874) wurde die nun bestehende Kirche abermals vergrößert und es erfolgte eine Umorientierung des Hauptschiffes von der Ost-West-Richtung in die Nord-Süd-Richtung. Von der alten Barockkirche blieben nur der Hauptaltar, der erst wenige Jahre zuvor errichtete Barockturm und die gotischen Glocken erhalten. Eine weitere Vergrößerung der Pfarrkirche unter Pfarrer Damian Dangel (Pfarrer in Somborn von 1904-1944) erfolgte in den Jahren 1911-1913. Um diese Zeit wurde die Mutter Anna zur zusätzlichen Patronin der Pfarrkirche, neben Peter und Paul.

Beim letzten Umbau der Somborner Pfarrkirche wurde auch der obere Teil des Barockturms heruntergenommen und durch einen geschieferten Helmaufsatz im gotischen Stil ersetzt. Wegen des schlechten Fundaments konnte dieser Turm aber nur drei Glocken tragen. Um das Geläut zu erweitern und schwerere Glocken aufzuhängen, war es notwendig, einen zweiten, baugleichen Turm zu errichten. Dieser Nordturm aus den Jahren 1911-1912 erhielt ein tiefes Fundament mit Stahlbeton. Beide Türme wurden durch einen Querbau miteinander verbunden. Das neue Geläut von 1912 bestand nun aus fünf neuen Bronzeglocken in den Tonlagen c2, h1, a1, g1 und d1. Sie wurden bei der Glockengießerei F. Otto in Hemelingen bestellt. Bedauerlicherweise mussten im Ersten Weltkrieg die vier schwersten Glocken abgegeben werden.

Während 1912 die Glocken noch mit Spenden finanziert werden konnten, fiel es den Sombornern nun wegen der Geldentwertung und der hohen Arbeitslosigkeit schwer, neue Glocken zu beschaffen. Bis 1933 wurden dennoch nach und nach neue Glocken von derselben Gießerei und in denselben Tönen erworben. Auch im Zweiten Weltkrieg mussten davon wieder vier Glocken abgeliefert werden. Nur die kleinste, die Schutzengelglocke, blieb erhalten.

Wie schon nach dem Ersten Weltkrieg, war es auch nach dem Zweiten Weltkrieg schwer, neue Glocken zu beschaffen. Bronze war knapp und teuer. So entschlossen sich Dechant Leonhard Heid (Pfarrer von 1944-1963) und der Kirchenvorstand, vier neue Stahlglocken beim „Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation (BVG)“ zu bestellen. Vorteilhaft war, dass von den Gesamtkosten von 10.060 D-Mark eine Anzahlung von 6.400 Mark noch in Reichsmark erfolgen konnte. Am 18. Juli 1948 wurden die Glocken von Bischof Johannes Diez geweiht.

Als im Jahre 2002 die über 30 Jahre andauernde Tätigkeit von Monsignore Aloys Korn als Pfarrer von St. Anna zu Ende ging, suchten die Verantwortlichen im Verwaltungs- und im Pfarrgemeinderat nach einem Weg, an seine langjährige und erfolgreiche Seelsorgetätigkeit dauerhaft erinnern zu können. Die Idee, dass dies mit einer Widmungs-Glocke angemessen geschehen könne, äußerte schließlich Konrad Noll, dessen Eltern lange Jahre in Somborn die Glocken geläutet hatten. Er wandte sich damit an Georg Schneider, den Somborner Kirchenrechner, der die Idee in den Verwaltungsrat einbrachte. In „Geheimer Mission“ knüpfte man Kontakt zum Benediktiner Bruder Michael Reuter in der Abtei Maria Laach, der sich als Glockengießer und gefragter Glockensachverständiger einen Namen gemacht hat.

Diese Erinnerungsglocke wurde zum Startsignal, um in Somborn ein neues, klangschöneres Bronzegeläut zu installieren. Die Erinnerungsglocke mit dem Namen „Heilig Geist“ wurde am 1.8.2002 in Maria Laach gegossen. Sie trägt die Inschrift „In dankbarer Erinnerung an Aloys Korn - AD 1971-2002 Pfarrer zu St. Anna“. Im Jahr darauf wurden drei weitere Glocken in Maria Laach gegossen. Die kleinste davon, mit dem Namen „Johann Baptist“ stifteten die Kinder von Kurt und Johanna Noll, Glöckner in Somborn von 1976 bis 2000. Die „St. Anna-Glocke“ stiftete die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) St. Josef Somborn. Sie trägt u.a. die Inschrift „Gott segne die christliche Arbeit“. Eine weitere Glocke, die „Peter und Paul-Glocke“ wurde von verschiedenen Gläubigen der Pfarrei gemeinsam gestiftet. Im Rahmen eines Pontifikalamtes am 9.8.2003 wurde diese vier neuen Bronzeglocken vom Fuldaer Diözesanbischof Heinz Josef Algermissen geweiht. Um die – zusammen mit der erhaltenen Schutzengelglocke – fünf Glocken zum Klingen zu bringen, war die Errichtung eines neuen Glockenstuhles notwendig geworden, der aus Spendenmitteln finanziert werden konnte. Zum Kirchweihfest 2003 erklang erstmals das neue Geläut.

Als dann wenige Jahre später der gebürtige Somborner Gerhard Frey im Andenken an seinen allzu früh verstorbenen Sohn Stefan Frey eine große Glocke stiften wollte, sah man sich in Somborn dem Ziel nahe, ein vollständiges Geläut installieren zu können. Denn bereits zuvor stiftete die Katholische Frauengemeinschaft (kfd) Somborn die zweitgrößte Glocke. Diese beiden Glocken mit den Namen „Maria Himmelskönigin“ und „Gloria“ wurden im Mai 2006 und März 2007 ebenfalls in Maria Laach von Bruder Michael gegossen. Sie wurden im Nordturm untergebracht, wo die größte Stahlglocke, die „Christkönigsglocke“ aus dem Jahre 1948 mit ihnen verblieb.

Was jedoch geschah mit den nicht mehr benötigten übrigen Stahlglocken von 1948? Eine steht an der Westseite vor der Kirche, eine weitere im alten Chor, die dritte wurde außen am Südturm aufgestellt. Zuvor jedoch wurden sie gründlich entrostet, frisch lackiert und ihre Inschriften vergoldet. Die feierliche Weihe der beiden neuen Bronzeglocken erfolgte am Kirchweihfest 2007 durch den Ehrendomkapitular Monsignore Norbert Zwergel, einem gebürtigen Freigerichter. Mit acht Glocken, sieben aus Bronze und einer aus Stahl, verfügt die Freigerichter Mutterkirche, der „Somborner Dom“, seitdem über eine würdevolles und angemessenes Geläut.

Die Glocken im Nordturm sind:
Glocke Nr. 1: Gloria – Heilige Dreifaltigkeit mit 3220kg. Als Schlagton erklingt c1, die Inschrift lautet: GLORIA PATRI ET FILIO ET SPIRITUI SANCTO – Stefan Frey 1987-1998, Katholische Kirchengemeinde Freigericht-Somborn. Der Guss erfolgte am 22.3.2007 in Maria Laach. Die Glockenzier bilden ein Kreuz mit Hand sowie Lamm und Taube. Stifter ist Gerhard Frey.
Glocke Nr. 2 aus Stahl: Christ-König mit 1590 kg. Der Schlagton ist d1, die Inschrift lautet: REGI AMORIS ET PACIS. Gegossen wurde die Glocke 1948 in Bochum vom Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation (BVG). Die Glocke weist keine Glockenzier auf.
Glocke Nr. 3: Maria Himmelskönigin mit 1000 kg. Als Schlagton erklingt f1, sie trägt die Inschrift: AVE REGINA CAELORUM – Gestiftet kfd: Katholische Frauengemeinschaft Freigericht-Somborn, Meine Seele preist die Größe des Herrn. Gegossen wurde sie am 13.5.2006 in Maria Laach. Die Glockenzier weist die Maria von Kevelar auf.
Die Glocken im Südturm sind:
Glocke Nr. 4: Peter und Paul mit 731kg. Der Schlagton ist g1, die Inschrift lautet: ANNUNTIAVERUNT OPERA DEI – Gestiftet von Gläubigen der Pfarrgemeinde St. Anna zu Somborn. Gegossen am 26.6.2003 in Maria Laach trägt sie als Glockenzier Petrus als Fischer und Paulus bei seinem Damaskuserlebnis. Stifter sind einige Gläubige der Pfarrgemeinde.
Glocke Nr. 5: St. Anna mit 481kg. Als Schlagton erklingt a1 und die Inschrift lautet: SANCTA ANNA, ORA PRO NOBIS – Gestiftet: Katholische Arbeitnehmer Bewegung St. Josef, Somborn 2002, Gott segne die christliche Arbeit. Gegossen wurde die Glocke am 12.3.2003 in Maria Laach.
Glocke Nr. 6: Schutzengel mit 350kg. Schlagton ist c2, die Inschrift lautet: ANGELO DEI QUI CUSTOS ES MEI. Gegossen wurde sie 1927 in der Gießerei Otto in Hemelingen. Die Glocke weist keine Zier auf, Stifter sind nicht vermerkt.
Glocke Nr. 7: Heilig Geist mit 204 kg. Als Schlagton erklingt d2, die Inschrift lautet: VENI SANCTE SPIRITUS – In Dankbarer Erinnerung an Aloys Korn - AD 1971-2002 Pfarrer zu St. Anna - Möge diese Glocke den Heiligen Geist auf unsere Gemeinde herabrufen. Gegossen wurde die Glocke am 1.8.2002 in Maria 6 Laach. Als Glockenzier weist sie eine Heilig-Geist-Taube auf. Stifter ist die Pfarrgemeinde.
Glocke Nr. 8: Johann Baptist mit 145kg. Schlagton ist f2. Die Inschrift lautet: ECCE AGNUS DEI – Dem Andenken von Kurt und Johanna Noll - AD 1976-2000 Glöckner zu St. Anna – In Dankbarkeit von ihren Kindern. Die Glocke wurde am 12.3.2003 in Maria Laach gegossen und weist als Glockenzier Johannes als Täufer am Jordan auf. Stifter der Glocke ist Familie Noll.

St Anna, Somborn
St Anna, Somborn
St Anna, Somborn
St Anna, Somborn